Während in England das sportliche Segeln schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts kultiviert wird und durch den Verlust der Silberkanne an die Amerikaner sportlicher Ehrgeiz und Nationalstolz erst recht angeheizt werden, was zu atemberaubend eleganten und schnellen Yachten f ührte, werden in Preussen Segelschiffe lediglich als Arbeitsgeräte benutzt, die gelegentlich auch mal zum Spass gegeneinander regattierten. Erst Mitte der achtziger Jahre beginnt sich der Segelsport im Kaiserreich zu entwickeln. Mit der Thronbesteigung von Wilhelm II als Kaiser von Deutschland und König von Preussen (1888) hat sich das durch seine verwandschaftlichen Beziehungen zu England geändert - seine Mutter, die älteste Tochter der englischen Königin Victoria, ist Princess Auguste Victoria. Deren beider Faible für die Marine hat sich auch auf Wilhelm II übertragen und ihn sein Leben lang beinflusst. Angespornt von der militärischen und sportlichen Überlegenheit der Briten, hegt Wilhelm II für Preussen maritime Ambitionen. Regelmässig besucht er die Regatten in Cowes. Dort liebäugelt er mit der eleganten America`s Cup Kämpferin Thistle, einem von G. L. Watson konstruierten Rennkutter. Er kauft sie 1891, nennt sie Meteor I und nimmt mit ihr erfolgreich an der Kieler Woche und der Cowes Week teil. Die nächste Meteor (1896) ist ein Neubau, ebenfallls von Watson
Die Meteor III lässt der Kaiser in Amerika bauen. Zur Schiffstaufe und zur Verbesserung der amerikanisch-deutschen Beziehungen wurde Prinz Heinrich nach New York delegiert.
Aus Wilhelms anfänglicher Bewunderung für das yachtsportliche Renommee und die Imposanz der britischen Marine entwickeln sich schliesslich Neid und Rivalität bis hin zur Feindschaft.
Mit der Kieler Woche wollte Wilhelm den Briten Paroli bieten und mit der Sonderklasse wollte er in sportlichen Wettkämpfen seine englischen Verwandten herausfordern. Die Ambitionen waren aber trotz wertvollster Preise überwiegend einseitig.
so war es einmal: "good friendship between America + Germany"
Das Rooseveltpokal für die amerikanische Sonderklasseyacht VIM
Willi und Teddy oder the Krauts gegen die Yankees
Nach einem Abstecher zur Cowes Week läuft Ende Juli 1907 der deutsche Dampfer Sylvia mit den amerikanischen Sonderklassen Spokane, Marblehead und Chewink an Bord in Kiel ein. Die amerikanischen Gäste werden mit allen militärischen Ehren empfangen.
Marblehead 1909 - der Kampf um den "Taft Pokal"
Aus Deutschland werden die drei im Bau ähnlichen Yachten Hevella, Margarethe und Seehund (alle von Max Oertz gezeichnet und gebaut) nach Amerika geschickt. Nach den Rennen um den Samoa-Pokal waren sie von den Seglern vorgeschlagen worden. Ursprünglich war Wittelsbach V, ein für Herrn Alt bei Engelbrecht in Zeuthen gebauter gemäßigter Prahmtyp vorgesehen. Herr Alt konnte aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen, stellte aber seine Yacht unentgeltlich für Amerika zur Verfügung. Sein Angebot wurde abgelehnt, weil man nicht mit einem ungewohnten Schiff und fremder Mannschaft antreten wollte. Für Wittelsbach V sprang dann Margarethe ein.
Die Auswahl der amerikanischen Yachten Joyette, Ellen und Wolf ergab sich dagegen aus fünf Qualifizierungswettfahrten (Tabelle der amerikanischen Sonderklassen)
Tabelle der amerikanischen Sonderklassen für 1909
Joyette, die Taft-Cup gewinnerin, Photo Jackson
the German Sonderboat Hevella, designed by Max Oertz 1909. She one first placen in a singular race - the only first place in the American waters
Seehund II, im Hintergrund Magarethe beides Entwürfe von Max Oertz, 1908 welldoing in the rough German sea, but not in Marblehead. Photo w. Jackson
Magarethe Entwurf von Max Oertz 1909
Start beim Taft Cup 1909, Photo W. Jackson
Ein Werk vom Marinemaler Prof. Willy Stöwer, Seehund vor Ellen in Marblehead.
mehr über die Staatyacht Mayflower später
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Die Präsidentenyacht MAYFLOWER |
On bord of the Yacht Mayflower President Taft is giving the cup to the winner of the races, the Joyette. |
Der Hevella gelang es, von sämtlichen Wettfahrten eine zu gewinnen. Das war der zweite und letzte Sieg einer deutschen Sonderklasse in Amerika.
4. Wettkampf in Kiel 1911
Nathanael Herreshoff der Zauberer aus Bristol
Die Bibelot wurde vom Kaiserlichen Yacht Club mit Unterstützung des Kaisers gekauft. Nach ihrem Vorbild entstand eine Serie von Sonderklassen. Sie hat noch viele Jahre dem Kieler Yacht-Club gute Dienste in der Ausbildung des seglerischen Nachwuchses getan. Erst 1998 wird sie nach harter Grundberührung verschrottet.
Von der Bibelot inspiriert, baute Naglo direkt nach der Kieler Woche die Yavena. Als Resi V gewann sie 1913 den Samoapokal und schrieb dann zuletzt als Amalfi in Österreich Segelgeschichte. Sie verendete in den 60iger Jahren als Schulschiff auf dem Wörthersee.
Die Cima segelt noch am Wolfgangsee.
1913 5.Wettkampf in Marblehead um den "Wilson Cup"
Der Präsidenten-Cup wurde diesmal in Washington verliehen. Die Einladung aus dem Weissen Haus lautete: .."on Thursday, September the 11th. at 12.30 a.m. the presentation of the President's Cup and a buffet luncheon immedeately thereafter". Die Übergabe durch den Präsidenten Wilson fand im Garten des Weissen Hauses statt .... etc | |
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6. Wettkampf in Kiel, geplant für 1915
Nach Kriegsbeginn finden in Amerika noch Auswahlrennen statt. Zum ersten Mal sitzt eine Frau am Ruder der Amic (die Cima von 1913).
In Deutschland war man zu Kriegsbeginn davon überzeugt, dass der Krieg schon allein aus Kostengründen kurz sein würde. Leider eine falsche Prognose. Der Wettkampf wird abgesagt. Nach der Versenkung der Lusetania durch ein deutsches U-Boot tritt Amerika in den Weltkrieg ein. Nach Kriegsende setzt sich Präsident Wilson für eine besonnene Politik gegenüber den Verlierern ein, 1920 wird ihm der Friedensnobelpreis für 1919 verliehen.
Unter dem Präsidenten Hoover ist dann sogar 1929 wieder ein deusch amerikanischer Segelwettkampf möglich. Die Ära der Sonderklasse ist aber mit Ende des Kaiserreiches in Deutschland beendet. Die 30 Schäre löst die Sonderklasse als Bootstyp für den Wettkampf ab.
1930 finden die Regatten wieder in Kiel statt. Beidesmal gewinnen die deutschen Schiffe. Alle Herzen gewinnt die blutjunge Miss Elisabeth Hovey am Ruder der ORIOLE. Das dürfte dem Kaiser im Doorner Exil ein Dorn in Auge gewessen sein.