Ergebnisse der Sonderklassen bei der Bodenseewoche 2009


In der Einzelwertung der Sonderklassen siegte die JUGEND vor ELISABETH und WOLKUSE. In der Gesamtwertung belegen zwei L-Boote und die drei Sonderklassen die ersten fünf Plätze.
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S Z1 ELISABETH

wolkuse
S 43 WOLKUSE

jugend
S 41 JUGEND


Im Magazin zur Bodensee Woche gibt es einen Beitrag über die Sonderklasse im Allgemeinen und von Christine Brunner einen liebevollen Beitrag über die WOLKUSE im Besonderen.
link zum Artikel (als pdf-datei)


100 Jahre Internationale Bodenseewoche

Mit am Start: die drei Sonderklassen ELISABETH aus der Schweiz, WOLKUSE aus Deutschland, JUGEND aus Österreich

Alle glänzten in neuerer Zeit auch außerhalb ihrer Heimatreviere. ELISABETH war anlässlich des 100. Geburtstags der Yacht auf der Boot Düsseldorf und bei einem Matchrace auf dem Bodensee zu bewundern. WOLKUSE und JUGEND trafen sich 2007 bei der Kieler Woche. Beide waren zum 125. Jubiläum specials guests in Kiel.

S Z1 ELISABETH - 101 Jahre dabei!

…und außerdem die erste Sonderklasse am Bodensee – da sollte sie bei der Bodenseewoche nicht fehlen! Elisabeth 1905 Geordert für den Preußenprinzen Eitel Friedrich, gezeichnet und gebaut von v. Hacht in Hamburg, wurde Elisabeth im April 1905 per Bahn zur Matrosenstation, dem Hafen des Kaiserlichen YC in Potsdam, transportiert. Hier parkten auch der Kaiser, der Kronprinz und andere Prinzen ihre Sonderklassen. Die im Krieg zerstörte Matrosenstation wird zurzeit wieder aufgebaut – willkommen Elisabeth!
1905 und 1907 startete Elisabeth bei der Berliner und Kieler Woche; oft ist Prinz Eitel Friedrich höchstselbst am Ruder.
1908 holte Beat Stoffel die Elisabeth als erste Sonderklasse an den Bodensee nach Steinach (Schweiz). Im gleichen Jahr findet die erste Sonderklassen-Regatta auf dem Bodensee statt, mit am Start: eine Münchner Sonderklasse und Seehund II aus Berlin.
Bei der 1. Bodenseewoche 1909 startete Elisabeth ohne Konkurrenz in ihrer Klasse. Erst in den 20iger Jahren sammelte sich ein größeres Sonderklassenrudel am Bodensee. Wolkuse ist als letzte Zugereiste (um 1995) bis heute geblieben. Seitdem ist Elisabeth nicht mehr Solotänzerin.
Seit 1937 wird Elisabeth von Familie Zöllig behutsam gepflegt. Eine schwere Havarie und die Verjüngungskur 1993/94 überstand sie unverfälscht.

S 43 WOLKUSE - zehn Jahre brauchts, ne alte Dame zu frisiern

Wolkuse auf der Kieler Woche 2007
Es war vor circa zwanzig Jahr,
ich mochte keine Klasse mehr,
da wurde mir ganz plötzlich klar,
ne Sonderklasse muss jetzt her.

Ganz leicht war dieser Wunsch nicht zu erfüllen,
gabs diesen Typ nicht allzu oft,
so sann ich doch zuerst im Stillen,
doch manches Glück kommt unverhofft.

In der Yacht da stand ganz klein geschrieben,
ne Sonderklasse zum Verkauf.
Der Name: Kitos; Baujahr, Zustand wurd gemieden.
So fuhr ich stracks nach Hamburg rauf.

Den Bootsbaumeister bei der Hand,
so krochen wir vom Steven bis zum Heck
und haben folgendes erkannt:
ne geile Form, doch lass die Finger weg.

„Der Dampfer ist am Ende“
das Wort des Meisters;“glaub es mir,
schon Dir Deine Hände“;
drauf tranken wir ein Bier.

Die Zeit sie ging dahin,
kein andres Schiff ward mehr zu sehn,
die Kitos kam mir wieder in den Sinn,
irgendwie muss das doch gehen.

So fuhr ich abermals nach Hamburg rauf,
die alte Dame anzuflehn,
ach komm zu mir zum Hänger rauf,
zur Alster sag auf Wiedersehn.

Treu folgte sie zum Bodensee.
Sie mochte mich, ich habs gespürt,
und wie bei allen Fraun, vergaß ich
mich,ohjeh.
In den Gefühlen oft man sich verliert.

Zehn Jahre brauchts, ne alte Dame zu frisieren,
der Mühen viel und grenzenlos,
so manches Mal wollt sie sich zieren,
zog ich sie aus bis auf die Unterhos.

Doch wie`s gehört für einen alten Recken,
gefühlvoll wird die eingekleidet,
sie braucht sich heute nicht mehr zu verstecken,
von manch einer gar beneidet.

Der alte Name wurde neu gewählt,
WOLKUSE nun den Spiegel ziert.
Kein fremder Letter mehr sie quält.
Die Kitos einfach umlackiert.

Ein großes Fest im alten Stil,
die klassischen Gemüter beweget sehr,
so manches Mal braucht es nicht viel,
allein der Typ macht so viel her.

Ich lebe Glücklich heut mit ihr,
und freu mich über jede Stund,
ob auf dem Wasser oder an der Pier,
für Gemeinsamkeit gibt’s immer einen Grund.
Liebesgedicht von Jochen Frik
WOLKUSE wurde 1908 gezeichnet und gebaut von Max Oertz, Hamburg. Bei der 125. Kieler Woche 2007 wurde sie bei den Sonderklassen Regatten Dritte. Fünf Sonderklassen hatten sich auch aus Österreich auf den weiten Weg nach Kiel gemacht.

S 41 Jugend II – ein Schnabeltier

juend
Die JUGEND II wurde 1911 bei Engelbrecht in Zeuthen nach den Plänen von Fritz Naglo gebaut. G. Rensch von PYC hatte sie für die die Teilnahme an den deutsch-amerikanischen Sonderklasse Wettfahrten in Kiel 1911 in Auftrag gegeben. Mit der Länge von 12,10m und der Breite von nur 1,72m, galt sie als Extrembau. Wegen ihres langen Vorschiffs nannte man sie auch liebevoll Schnabeltier. Sie kreuzte bei den Berliner Frühjahrswochen auf Havel und Wannsee auf. Bei der Kieler Woche sollte sie sich für die deutsch-amerikanischen Wettkämpfe qualifizieren.
Am Ende ihrer ersten Regattasaison hatte sie 12 Preise errungen und galt wie alle Schnabeltiere als guter Raumschotläufer. An den Berliner Frühjahrsregatten 1912 nimmt sie noch mal erfolgreich teil, dann geht es gen Süden an den Starnberger See. Hier heißt sie ADLER V. Im Juli 1912 gewinnt sie bei einer nationalen Sonderklassen Regatta einen Silberpokal. Derselbe wird seit 2005 bei der Havel Klassik in Berlin als Ermunterungspreis für Sonderklassen ausgesegelt und heisst jetzt Kranich-Pokal.
Sie entschwindet noch weiter nach Süden und taucht zu Beginn der zwanziger Jahre im Yachtregister des UYC Wolfgangsee auf.
Hier entwickelte sich in den folgenden Jahren die größte Sonderklassenflotte.
2004 wird die JUGEND von ihrem neuen Eigner, Herrn Beurle, an den Attersee geholt.
Bei der 125. Kieler Woche 2007 gewann die Jugend den Classic Cup.

Die Sonderklassen des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen


Eine Bilderauswahl aus dem Archiv des Berliner Segler-Clubs, zusammengestellt für die internationale BODENSEE-WOCHE



elistoffel Im gleichen Jahr findet die erste Sonderklassen-Regatta auf dem Bodensee statt. Mit am Start: eine Münchnerin und SEEHUND II aus Berlin. Ein Foto von 1908 oder 1909 auf dem Bodensee mit ihrem neuen Schweizer Liebhaber B. Stoffel.

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Beat Stoffel 1912 an Bord der Elisabeth, unter Schweizer Flagge

1908 holte Beat Stoffel die ELISABETH als erste Sonderklasse an den Bodensee nach Steinach (Schweiz). Das Foto wurde freundlicherweise vom Eigner Peter Zoellig zur Verfügung gestellt.


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Ein aktuelles Foto der ELISABETH beim 100. Jubiläum der Zeitschrift "Die Yacht".
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Die drei jüngeren Schwestern der ELISABETH


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Titelbild einer Yacht 1908: ein Hachtbau von 1908, in der nächten Saison sehr erfolgreich als HERTHA II des bekannten Herrensegler Gleier. Sie wird nach Süddeutschland verkauft und behält ihren alten Namen (Nummer S1).



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Prinzessin Eitel Friedrich begleitet die Berliner Woche auf der Havel. Auf der Brust des Matrosen prangt: ELISABETH, KYC (der in Potsdam). Die Prinzessin höchstselbst wird aktive Sonderklasse Seglerin. (Damen am Ruder sind aber nur bei internen Damen-Regatten gestattet.)














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Die ELISABETH IV wurde 1912 bei Engelbrecht in Zeuthen gebaut, gezeichnet hat sie Fritz Naglo. 1914 gewann sie den Samoapokal. Bis in die 50er Jahre segelte sie erfolgreich als NIRVANA beim UYC.


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Sonderklassen am Start vor dem Park-Cafe am Wolfgangsee.

Die Amerikaner haben wieder Regatten erlaubt. Auf den Start warten:
S50 AMALFI, die berühmte RESI V, ex YAWENA, ein Naglobau von 1911 aus Zeuthen. 1913 Gewinnerin des Samoa-Pokals.
S118 CIMA, seit fast 100 Jahren eine Amerikanerin in Österreich (vermutlich die letzte dieser Nationalität - ausser den Nachbauten BIBELOT II und FIMA )
S59 MOBY DICK, die letzte von Max Oertz gebaute Sonderklasse.
S65 NIRWANA ex ELISABETH IV ein Naglobau von 1912 aus Zeuthen, auch Samoa-Pokal Gewinnerin bei der Kieler Woche 1914.
S88 FALKENSTEIN, ex HECHT, 1914 gezeichnet und gebaut von v. Hacht in Hamburg. Eigner H.Schulze, zuletzt seine Tochter Eleonore Rauchecker. AMALFI und FALKENSTEIN wurden leider auf dem Wörthersee als Schulschiffe verheizt.

Erste Sonderklassen-Regatta auf dem Bodensee 1908

An der ersten Regatta nehmen drei Sonderklassen teil. Die ELISABETH aus der Schweiz, aus München AKTIV II vom ASV München und aus Berlin der SEEHUND II.
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Der SEEHUND (II) wurde 1908 bei Oertz gebaut, auch als ein Flossenkieler. Seit 1908 wird das Ruder direkt am Kiel angebracht. Mit dieser Sonderklasse reist Otto Berghoff 1908 als erste Sonderklasse aus dem Norden zur Münchner Woche. Mit Preisen überhäuft geht es weiter zum Bodensee. Hier wird er von ELISABETH geschlagen. Den ersten Preis gewinnt aber der Seehund er trotzdem, da an Bord der ELISABETH ein Mitsegler nicht den Anforderungen eines Herrensegler erfüllte.
Nach der Kieler Woche ging es per Dampfer über den Atlantik zu den Deutsch-Amerikanischen Sonderklasse-Wettfahrten nach Amerika, um den vom amerikanischen Präsidenten Taft gestifteten Pokal zu erkämpfen. Den Pokal gewinnt die Amerikanische Sonderklasse JOYETTE. Der SEEHUND findet dort einen Liebhaber und bleibt. (Mehr unter Deutsch-USA Regatten)

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SEEHUND II in Marblehead (USA)

Das vom Marinemaler Willy Stöwer gemalte Aquarell zeigt eine der deutsch-amerikanischen Sonderklassenwettfahrten. Das an Otto Berghoffs Seglerleben erinnernende Original befindet sich bis heute im Besitz seiner Familie. Es ist wahrscheinlich das einzig erhaltene Werk von Stöwer mit einer Sonderklasse.
Wenn bei der Bodensee-Woche Sonderklassen antreten und der Regattaveranstalter rechtzeitig zustimmt, stiftet der Berliner Segler-Club der Siegerin eine gerahmte Kopie eines Gemäldes des Marinemalers Willy Stöwer in Originalgröße. Das Bild zeigt die Berliner Sonderklasse Seehund II. Noch im selben Jahr regattierte der Seehund bei den deutsch-amerikanischen Sonderklassen-Wettkämpfen in Marblehead. Wolkuse und Seehund II kennen sich schon von Geburt an. Sie wurden beide 1908 von Max Oertz gezeichnet und gebaut. Bei der der Kieler Woche 1908 haben sie sich wieder getroffen.