Der Sonderklassenpreis "Kranichpokal" wird bei der Havel Klassik ausgesegelt

Kranichpokal von 1912
Peter Pfister aus der Schweiz hat den veritablen Pokal als „Ermunterungspreis“ gespendet. Das silberne Prunkstück wurde im Juli 1912 bei einer nationalen Sonderklassen-Regatta ausgesegelt. Seit 2005 ist es bei der Havel Klassik in Berlin wieder im Rennen. Der Akademische Segler - Verein und auch der Freundeskreis Klassische Yachten schätzen sich glücklich, den Pokal in Zukunft als Wanderpreis für Sonderklassen aussegeln lassen zu können.

Der gestiftete Sonderklassenpokal wurde 1912 von der Jugend gewonnen. Sie lebt noch heute am Attersee

die Jugend auf dem Attersee
Die Jugend in neuer Frische auf dem Attersee.



Bei der Havel Klassik 2006 haben zwei Sonderklassen die Herausforderung angenommen: die schöne Maharani (ex Skonna, 1910 konstruiert und gebaut von Max Oertz, erster Heimathafen VSaW) hat sich vom Chiemsee auf den weiten Weg nach Berlin gemacht - so kam nach rund 90 Jahren erstmals wieder eine der nach Süden ausgewanderten Sonderklassen nach Berlin - und Tigra (ex Benjamin, 1903 konstruiert und gebaut vo Max Oertz, erster Heimathafen ASV) kam per Schlepp von Zeuthen über die Spree zur Havel Klassik.

Maharani am Haken beim ASV, Juni 2006
Das Duell der Sonderklassen gewann die Maharani. Ihr Sieg wurde ausgiebig gefeiert und der "Kranichpokal" gebührend begrüßt, ungezählte Flaschen Prosecco wurden daraus gebechert. Schade, daß Peter Pfister nicht mitfeiern konnte!

Bei der nächsten Havel Klassik nehmen hoffentlich recht viele Sonderklassen die Chance wahr,um den Kranichpokal zu kämpfen. Sonderklassen, also auf nach Berlin - ins einstige Nest der Sonderklassen! Lassen Sie Ihre Yachten wie vor hundert Jahren auf Wannsee und Havel kreuzen und kämpfen Sie um den „neuen“ Sonderklassenpokal in traditionsreichem Ambiente: vor hundert Jahren wurde das Clubhaus des ASV fertiggestellt; schon seit hundertzwanzig Jahren besteht der ASV. Hier war der geniale Max Oertz Mitglied; und hier lag Kranich, die erste aller Sonderklassen; kurz vor 1900 von Max Oertz für die erste Wettfahrt der Sonderklassen in Kiel 1900 um den Samoa Pokal des Kaisers gebaut. Im Riss ähnelte er der kaiserlichen Sonderklasse Samoa und der Wannsee I vom VsaW (Gewinnerin des Samoa Pokals).


Der KRANICH I -Baujahr 1899, Gr.L. 9,58m; L.W.L. 7,09m; Gr.B. 1,93m; T. 1,30m- war die erste aller Sonderklassen. Der Bankier und ASV-ler Otto Mendelssohn-Bartholdy und Alexander Mendelssohn waren seine ersten Eigner. Die Yacht wurde auf den Namen des Wappentiers seiner Familie getauft: ein Kranich, der einen Stein in seiner Kralle hielt. Mendelssohn-Bartholdy war ein großer Förderer des ASV - er schenkte u.a. den „Kranich“ dem ASV als Vereinsboot, von da an hieß er Gaudeamus. Der Kranich ist yachtsporthistorisch interessant. Er gewann die erste öffentlich erwähnte Damenregatta gegen Glückauf (eine andere Sonderklasse beim ASV) mit Jenny Mendelssohn am Ruder gegen Frau Wustrau.
Der Vetter von Otto, Alexander Mendelssohn, war u.a. mit seinen Sonderklassen Jenny langjähriger aktiver Segler beim ASV und bis zum dritten Reich im Vorstand des DSV. Auch im gesellschaftlichen Leben Berlins spielte die weitverzweigte Familie der Mendelssohns eine herausragende Rolle, die in Deutschland durch das dritte Reich beendet wurde. Damit verschwindet der Name Mendelssohn schlagartig ebenfalls aus den Publikationen (u.a. Die Yacht , Der Wassersport, Jahrbücher).
Auch nach Beendigung des zweiten Weltkriegs scheint sich niemand für das Schicksal der Familien von Otto und Alexander zu interessieren. Mit dem Kranichpokal soll die Neugier auf diese Familie geweckt werden.

Der Kranichpokal bei der Havel Klassik 2007
Maharany konnte den Pokal nicht verteidigen, aber Vidi II kommt direkt vom 125. Jubiläum der Kieler Woche nach Berlin. Die Sonderklasse war in diesem Jahr "Special Guest" in Kiel. Bei der Havel Klassik tritt die Vidi gegen Tigra (ex Benjamin) an. Horst Sinske verstärkte die bewährte Mannschaft der Tigra. Sein Vater war Eigner der letzten Sonderklasse des letzten deutschen Kaisers Samoa III. Bis heute schwärmt Horst vom Segeln auf der Samoa. Den Kranichpokal gewinnt die Vidi. Vidi`S Sieg wird beim ASV gebührend gefeiert und der VSaW gibt zu Ehren der Sonderklasse einen Sektempfang. Anschließend macht der Hüter des Archivs, Herr Riek eine Führung durch das prächtige Vereinshaus und gewährt sogar Zutritt zum "Protzenzimmer".
Vidi II (ex Wannsee) am Haken beim VSaW 2007. Die über 100 Jahre alte Sonderklasse unseres Präsidenten Peter Möckl


Mal sehen welche Sonderklasse zur Regatta um den Kranichpokal 2008 nach Berlin kommt.

2008 wurde der Kranichpokal auf die L-Boote umgewidmet. Gewonnen hat Targon.
2009 durften die J Jollen (22 Rennjollen) um den Preis kämpfen, weil sie in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feierten.

2010 erkämpfte Tigra (ex Benjamin, 1903 von Max Oertz konstruiert und gebaut, erster Heimathafen ASV) vom Zeuthener See bei Berlin die Trophäe.

Zum ersten Mal wurde der Sonderklassenpokal 1912 von der Jugend gewonnen. Danach verschwand der Pokal, bis Peter Pfister ihn in München in einem Wirtshaus entdeckte und als Wanderpreis stiftete.
Die Jugend hingegen ist bis heute lückenlos präsent und feiert heuer ihren 100. am Attersee. Im nächsten Jahr hat sie die Chance, nach hundert Jahren den Kranichpokal zum zweiten Mal zu gewinnen.




L-Boot Targon Crew mit Peter Pfister, dem edlen Spender des Kranichpokals (links im Bild)

link zum ASV, Veranstalter der Havel Klassik