HTML> Herrensegler

Herrensegler und Hoheiten

Bekannte Herrensegler der Sonderklasse waren:

Barthold Arons , Otto Berghoff, Oskar Gleier, Max Berke, Otto Protzen, Richard Krogmann, Paul Franke, Hans Harder u.a. Zu jedem von ihnen und ihren Yachten gibt es viel zu erzählen.


Bartholdy-Arons Sonderklasse-Yachten

B. Arons autobiografische Schilderung seines Lebens als Sonderklassensegler ist bereits aus Geschichte bekannnt. Seine Sonderklasseyachten, die alle Lunula hiessen, verkörpern einen Querschnitt durch die Entwicklungsgeschichte der Sonderklasse in Deutschland. Angefangen mit einer konventionellen oertz´schen Wannsee bis hin zum Extrembau von Jaeckel/Graßnick finden sich alle Formen und namhaften Konstrukteure in seiner Sammlung. Dazu gehören obendrein noch zwei mit "adeligem" Stammbaum, eine kronprinzliche Angela und eine Tilly von Prinz Heinrich.

In der Sonderklasse startete B. Arons 1902 mit einer seiner Lunulas, der ex Wannsee, bei der Kieler Woche. 1905 trat er mit einem Neubau, den er bei von Hacht in Auftrag gegeben hatte an. Wegen schlechter Kreuzeigenschaften trennte er sich noch im gleichen Jahr zugunsten der Tilly VII von dem Schiff. Mit dieser Lunula kreuzte er erstmalig ausserhalb Deutschlands in Frankreich auf. In Spanien wollte er auch starten, aber widrige Umstände haben es verhindert.
Die durch ihren Sieg bei den amerikanisch-deutschen Wettfahrten in Kiel 1907 berühmte Wannsee (wie auch alle anderen von Max Oertz gezeichnet und gebaut), wird die nächste Lunula in seiner Sammlung. Im gleichen Jahr soll auch noch die Oertz’sche Angela IV seine Chancen, Silber abzuräumen, erhöhen. 1912 lässt er bei Naglo, dem neuen Star der Sonderklassenkonstrukteure, seine nächste Lunula bauen. Seine Erwartungen werden aber enttäuscht. Trotzdem lässt er sich ein zweites mal dazu verleiten, einen Neubau zu bestellen. Von Jaeckel gezeichnet und von Graßnick gebaut, bekommt er 1913 ein "viereckiges" Schiff, die erste in dieser extremen Form in Deutschland gebaute Sonderklasse mit moderner Hochtakelung. Aber Arons kam nicht klar mit dem Schiff und nun musste Molch (1912 von v. Hacht gebaut) her. Dem Molch bleibt er als Herrensegler bis 1926 treu. Das war zu der Zeit .für ambitionierte Sonderklassensegler sehr ungewöhnlich.


B. Arons hat sich nicht die Mühe gemacht, seine Lunulas ordentlich zu numerieren. In seinen Erinnerungen berichtet er von insgesamt acht Sonderklassen, die er besessen hat, während ich auf neun gekommen bin. Da es erst ab 1912 Segelnummern gab, und vorher nur Rennnummern auf die Segel genäht worden sind, war und ist es schwierig, immer den Überblick zu behalten.

Von den Aronschen Lunulas leben heute noch: Hedy (S69, ex Molch) auf dem Attersee, und Möwe (S 11, ex Angela) auf dem Bodensee. Bei meinen Recherchen habe ich von allen Schiffen Risse, Halbmodelle und alte Fotos gefunden.



Otto Berghoffs Seehunde aus Grünau

Otto Berghoff, Marineschiffsbaumeister a.D., Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Berliner Segler-Clubs, (ausserdem Mitglied des Kaiserlichen Yacht-Clubs, des Berliner Yacht- Clubs, des Zeuthener Segler-Vereins, des Royale Club de Voile des Belgique) war Eigner von vier Sonderklassen. Er besaß stets Neubauten, die die Entwicklung der Sonderklasse widerspiegelten.
seehundriss_optimal 1907 entsteht sein Seehund I, gezeichnet und gebaut von W. von Hacht als Flossenkieler, wahrscheinlich mit Balanceruder. Er segelt sehr erfogreich in der ersten Saison und reist sogar mit dem Seehund I nach Süddeutschland, sobald dort Regatten mit Sonderklassen ins Leben gerufen wurden.
Bei den Ausscheidungsrennen zu den Deutsch-Amerikanischen Wettkämpfen 1907 in Kiel verfehlt er als viertbeste Yacht nur knapp die Qualifikation.

aukriss von 1906
Der nächste Seehund (II) wird 1908 bei Oertz gebaut; ebenfalls ein Flossenkieler. Das Ruder befindet sich jetzt aber direkt am Kiel. Mit dieser Sonderklasse reist Otto Berghoff 1909 zu den Deutsch-Amerikanischen Wettfahrten nach Amerika, um den vom amerikanischen Präsidenten Taft gestifteten Pokal zu erkämpfen. DenPokal kann er nicht erringen, aber er findet dort einen Liebhaber; und kehrt deshalb nicht mehr zurück. Den Taftpokal erringt die Amerikanische Sonderklasse Joyette. Mehr dazu im Kapitel Deutsch-USA Regatten

.
seehund_optimal
Der Seehund III , konstruiert von Jaekel, wird 1910 bei Engelbrecht gebaut. Er ist ein Schnabeltier im Jugendstil (Schwesterschiff der Jugend I, Samoapokalsieger 1909). Schmaler und länger werden die Sonderklassen in Zukunft nicht mehr.
Seehund IV, konstruiert von Jaekel, gebaut bei Grasnik in Grünau, ist ein Schwesterschiff von Arons viereckiger Lunula (siehe oben). Dies ist seine letzte Sonderklasse, aber nicht Otto Berghoffs letzter Seehund. Sein nächster Seehund ist ein 35 nationaler Kreuzer.
Eines der Zeugnisse, die an Otto Berghoffs Seglerleben erinnern ist das vom Marinemaler Willy Stöwer erhaltene Aquarell. Dort wird eine Szene von einer SonderklasseWettfahrt in Marblehead (USA) festgehalten. Das Orginal (wahrscheinlich das einzig erhaltene Werk von Stöwer mit einer Sonderklasse) befindet sich noch heute in Familienbesitz.


Die Sonderklassen der Hohenzollern


Kronprinz Angela takelnd

Die Etikette sollte gewahrt bleiben und deshalb wenden wir uns den höchsten Sphähren der Sonderklassensegler zu - der kaiserlichen Familie. S.K.H. Prinz Heinrich der Kaiserbruder und die anderen Prinzen, - die Söhne des letzten deutschen Kaisers, als da waren Ihre Königlichen Hoheiten Kronprinz Wilhelm sowie die Prinzen Eitel-Friedrich und Adalbert, segeln jetzt (1905) in der Sonderklasse. Eitel-Friedrichs Yachten tragen alle den Namen Elisabeth (I bis IV), genannt nach der Grossherzogin Elisabeth. Adalberts Yachten heissen Jeck (I bis IV) . Die Sonderklassen des Kronprinzen tragen stets den Namen Angela (I bis VI). Prinz Heinrich war Miteigner der Tillys (III bis XVII). Der Kaiser höchstselbst liess lieber segeln; (Samoa I bis III und Niagara).


Meteor und Niagara
Zwei kaiserliche Segelyachten: der Schooner Meteor III und die Sonderklasse Niagara (ex Uncle Sam), beides waschechte Amerikaner. Nachdem Uncle Sam 1902 den Kaiserpreis gewonnen hatte, kaufte sie der Kaiser und gab ihr den Namen Niagara. Da sie nicht deutsch vom "Kiel bis zum Flaggenknopf" war, durfte sie nicht mehr als Sonderklasse starten. Sie segelte als Segellängenboot.
Kristin Lammerting hat in ihrem prachtvollen und preisgekrönten Werk "Meteor - Die kaiserlichen Segelyachten" den grossen Yachten des letzten deutschen Kaisers nachgespürt. Ihr ist es gelungen, nach jahrelangen Forschungen an Originalschauplätzen, in Archiven und Privatsammlungen und in Gesprächen mit Zeitzeugen ein facettenreiches Bild der Belle Époche zu schaffen.
Die Tillys
Die zahlreichen Tillys haben das Leben der Sonderklassen wesentlich mitgeprägt. Bei jeder Regatta um den Samoa-Pokal in Kiel war mindestens eine Tilly vertreten. Zu ihrer Besatzung gehörten fast immer S.K.H. Prinz Heinrich und der Hamurger Kaufmann Richard Krogmann; und bis auf eine Ausnahme sind alle TILLYS von Willy von Hacht gezeichnet und gebaut. Im Schifffahrtsmuseum zu Bremerhafen lässt sich an einer Reihe von Halbmodellen die technische Entwicklung der Tillys nachvollziehenen. tillyhalbm

Die einzige, nicht von v. Hacht realisierte Tilly wurde von Drewitz, dem shooting star unter den altbewärten Sonderklassenkonstrukteuren gezeichnet und bei Reiche in Hamburg gebaut. Heraus kam ein neumodischer Prahmtyp nach amerikanischem Vorbild (Scow), der für eingefleischte deutsche Segler mindestens gewöhnungsbedürftig gewesen sein dürfte. Man trennte sich nach kürzester Zeit von der "Missgeburt". Drewitz nahm seine Kreation zurück und taufte sie auf den Namen Sonntagskind. Unter seiner Hand war das Sonntagskind so erfolgreich, dass es bei den deutsch-amerikanischen Wettfahrten in Marblehead an den Start ging, allerdings unter dem Namen Wittelsbach. Einer der Tillys, und zwar der Tilly XV, gelang es 1912, den Kaiserpreis (Samoa-Pokal) zu erringenen. Bei den deutsch-amerikanischen Wettkämpfen in Kiel und Marblehead tauchte der Name Tilly dreimal auf. Von allen Sonderklassennamen ist der Name Tilly am häufigsten vertreten. Mindestens zwei davon haben überlebt und kämpfen noch heute um Siege. Tilly XV ist am Starnberger See beheimatet und Tilly XVII am Attersee.
Prinz Heinrich auf Tilly VII Gruppenbild mit Dame
Die Yachten sind elegant und schön wie eh und je aber die zeitgenössischen Herrensegler kommen doch recht leger daher. Und es hat sich sogar eine Dame eingeschlichen. Gute Laune und Passion bleiben trotzdem oder vielleicht auch grade deshalb ungebrochen.


zurück zur letzten Seite zurück zur HOMEpage